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AutorenbildHolger Reher

Samsung Q70R: Kann ein Fernseher zu groß sein?

Die Q70R Reihe von Samsung kommt direkt nach der Einstiegsklasse, den Q60R-Modellen, die es in allen gängigen Größen von 43 bis 82 Zoll gibt. Die Q70R-TVs beginnen bei 49 Zoll und enden ebenfalls bei 82 Zoll. Dieses größte Modell stelle ich hier vor. Bei allen darüber liegenden Klassen ist die Auswahl nicht so üppig und es wird auch nicht derart groß. Die Q80Rs gibt es in 55 und 65 Zoll. Die Q85R-Modelle sowie die der Flaggschiffreihe Q90R sind in den Formaten 55, 65 und 75 Zoll verfügbar. Auf die 8K-Modelle gehe ich in einem späteren Artikel ein.

Wenn 4k, dann in groß

Da ich immer der Meinung war, dass sich 4K bei drei bis vier Metern Sitzabstand erst ab einer Bildschirmgröße jenseits der 75 Zoll lohnt, wollte ich, nachdem unser Sony-Full-HD-75-Zöller ironischerweise genau eine Woche nach dem Black Friday den Geist aufgegeben hatte, nun zu einem 82- oder 85-Zoll-Gerät mit UHD-Auflösung greifen. Und da wird die Luft auf dem Markt echt dünn.



Bei OLEDs geht die Reise nur bis 77 Zoll (okay, einmal abgesehen vom 30.000-Euro-Top-Gerät 88Z9PLA von LG) und das dann zu horrenden Preisen. Da die, wenn auch nur sehr geringe Gefahr eines Abnutzungseffekts an häufig mit statischem Material wie Logos oder HUDs in Videogames bespielten Stellen besteht, wollte ich diese Technologie aber auch ohnehin nicht nutzen. Mit Kindern im Haus kann es immer gut passieren, dass zwar das Gerät im Wohnzimmer eingeschaltet wird, dann aber doch alle zusammen im Kinderzimmer stundenlang die Brio-Bahn aufbauen oder Puzzle lösen, während sich nebenan das Standbild ins Panel frisst.


Übrig blieben in einer selbst gesteckten Preis-Range bis 4.000 Euro die 85-Zoll-Modelle von Sony aus der XG85/95- und der XF85-Reihe, der NanoCell-TV 86SM9000 von LG sowie die beiden QLEDs von Samsung aus der 60er- und 70er-Serie. Da uns gerade ein Sony nach nur drei Jahren Betrieb abgeraucht war und die neuen Geräte auffälliges Backlight-Bleeding bei hellen Lichtern und Untertiteln zeigen sollen und ich LG eher bei OLED und weniger bei ihrer NanoCell-Technologie vertraue, fiel die Entscheidung auf den 82 Zöller Q70R von Samsung.

Unverständliche Größen-Politik

Im Vergleich zu unserem vorherigen 75-Zöller verfügt das Modell über eine noch einmal fast 20 Zentimeter längere Diagonale. Die 2,07 gegenüber den 1,89 Metern, die wir davor hatten, sind deutlich merkbar. Und auch, wenn ich von einem Setup mit drei Meter breiter Leinwand komme, wirkt dieses Ausmaß in Fernsehform selbst für unser recht geräumiges Wohnzimmer dann doch etwas drüber. Zumindest bei Nutzung auf den seitlich angebrachten Ständern. An der Wand wäre das Display 25 cm weiter entfernt vom Sitzplatz – das ginge dann vielleicht. Allerdings haben wir gerade ein wenig Skrupel, den über 40kg schweren Q70R an die Leichtbauwand zu bringen. Wenn der dann runterkommt, könnte das eventuell einem unserer Kinder oder den Hunden schaden.



Kommen wir zur Veröffentlichungspolitik Samsungs auf dem deutschen Markt: Während in den USA auch die Q80R- und Q90R-Serien bis 82 Zoll verfügbar sind (ebenso die Q60R-Geräte, beim Q70R geht es sogar bis 85 Zoll), kann man hierzulande nur in den beiden Einstiegsklassen zu einem 82-Zöller greifen. Für mich eine fragwürdige Entscheidung: Wenn ein Display schon derart ausladend wird, sollte es doch auf jeden Fall über die stärkste Hardware verfügen.


In den zahlreichen Reviews weltweit wird überwiegend der 65-Zöller der Q70R-Serie unter die Lupe genommen und erwähnt, dass man von einer identischen Bildqualität bei den größeren Formaten ausgeht. Dort liegt in meine Augen aber genau das Problem. Während sich ein Dirty-Screen-Effekt bei 65 Zoll noch ebenso versenden mag wie eine insgesamt etwas zu geringe Leuchteigenschaft sowie die recht große Spiegelung, treten diese und weitere leichtere Unzulänglichkeiten des TVs bei 75 und 82 Zoll wesentlich stärker in den Vordergrund. Die 48 Dimming-Zonen müssen eine größere Fläche abdecken, die Umgebungsbeleuchtung hat mehr Platz zur Entfaltung auf der Displayoberfläche und der feine graue Schleier im Zentrum ist nun um einiges ausladender.

Für sich allein genommen gut

Dabei sei erwähnt, dass die grundsätzliche Qualität dieses TV-Geräts für sich allein genommen recht gut ist. Das Dirty-Screen-Phänomen ist nur auf großen, einfarbigen, bewegten Flächen sichtbar – also z.B. bei Fußballübertragungen oder Naturdokus. Das nicht komplett abschaltbare Local Dimming arbeitet auf höchster Stufe helle Bereiche des Bildes gut und ausreichend schnell heraus, und die Farben strahlen bei abgedunkelter Umgebung.


Tagsüber reicht bei frontaler Betrachtung die Leuchtkraft aus, damit man dem Geschehen auf dem Schirm – außer bei sehr dunklen Szenen – gut folgen kann. Von der Seite stören je nach Fenstersituation Spiegelungen, was in Kombination mit dem dann schwächeren Kontrast und reduzierten Farben zu keinem optimalen Film- und Fernsehgenuss mehr führt. Also immer schön in der Mitte bleiben!


Wenn man an den Bildeinstellungen herumschraubt, schafft man es, den Bildeindruck für jede Form der Zuspielung zu optimieren. Das komplette Aha-Erlebnis stellt sich zwar nur bei hochwertigem Material ein, doch das ist ja die generelle Herausforderung von Fernsehern: Sie müssen sowohl 4K in HDR als auch das qualitativ eher minderwertige HD-Material von so manchem TV-Sender bestmöglich darstellen können. Während der Q70R bei erstgenannten Inhalten seine Stärke ausspielt, die vor allem in einem satten Schwarzwert mit feinen Details liegt, fehlt es TV-Material auf diesem Display häufig am letzten Punch.

Weitere Ausstattung

Kurz noch zu den weiteren Faktoren, die für eine Kaufentscheidung wichtig sein könnten. Die Modelle der Q70R-Serie verfügen nicht über die One-Connect-Box, die bei den Geräten der Q85R und der Q90R-Serie das komplette Anschlusspanel beinhaltet und sämtliche Signale sowie die Stromversorgung über ein einziges dünnes Kabel an das Display weiterleitet. Die Q70R-Fernseher bieten ihre 4 HDMI-Ports, den Kabelanschluss, USB-Buchsen und den Netzwerk-Port links auf der Rückseite. Hinten auf der rechten Seite wird das Stromkabel angedockt.

Die Einrichtung erfolgt entweder über die nur mit den nötigsten Tasten sehr übersichtlich gehaltene Fernbedienung (u.a. sind die Lautstärke- und Programmwahlwippen genial einfach zu ertasten) oder die „Smart Things“-App aus dem Google Play oder App Store. Die App-Variante hat bei mir zwar nie so richtig funktioniert, doch auch per Remote Control gelingt die Installation schnell und einfach.


Die Menüführung ist ebenso plakativ und eingängig gelungen, Apps wie Netflix, Amazon Prime, YouTube, Sky Ticket, DAZN und Apple TV lassen sich einfach laden und anordnen und alles Wesentliche ist sehr schnell erreichbar. Hin und wieder hängt sich allerdings auch hier, wie bei vielen anderen Smart TVs, die ich bisher ausprobieren durfte, die eine oder andere App auf. Dann muss man im „Unterstützung“-Menü in den Einstellungen die Eigendiagnose starten oder dort direkt den Smart Hub zurücksetzen. Das gelingt beim Sony-Betriebssystem intuitiver über ein Quick-Access-Menü, aber zumindest läuft auch beim Samsung im Anschluss wieder alles wie es soll.


Eine Anmerkung zu den Standbeinen darf nicht fehlen: Ich bin kein Freund von jeweils zwei Füßen an beiden Seiten. Dadurch schwirren nämlich vier Streben im Blickfeld herum, die ich dort nicht haben will. Mehr Ruhe bietet da die schicke Lösung des mittig angebrachten Standfußes im iMac-Stil der Q90R-Reihe. Den TVs der Flggschiff-Serie widme ich mich in einem bald erscheinenden TechCheck und nenne dort weitere signifikante Unterschiede gegenüber dem Q70R.


Fazit

Der Q70R ist ein guter LED-TV mit tollem Schwarzwert bei hervorragender Detailtreue in dunklen Bereichen. Während im abgedunkelten Raum die Farben strahlen und sowohl Kontrastumfang als auch Helligkeit des Displays für ein ansprechendes Bild – vor allem bei 4k- oder hochwertigem Fulll-HD-Material – sorgen, schwächelt das von mir getestete 82-Zoll-Modell in heller Umgebung durch Spiegelungen und schnell abfallende Bildwerte bei seitlicher Betrachtung. Wer viel Fußball oder Golf schaut, wird mit diesem Gerät ebenfalls nicht glücklich, da sich der Dirty-Screen-Effekt zentriert und recht auffällig zeigt.


Bis 65 Zoll halten sich die genannten Mankos in Grenzen, sind aber auch dort für das geübte Auge erkennbar. Statt eines 82-Zöllers der Q70R-Reihe würde ich nach diesem Test immer eher zu einem 75-Zöller der Q85R-Serie greifen. Bei beiden wird man um die 3.000 Euro los, profitiert aber bei letztgenanntem Modell unter anderem von der doppelten Anzahl an Dimming Zones, einer wesentlich besseren Blickwinkelstabilität und geringerer Spiegelung sowie der praktischen One Connect Box.


Wertung:

Samsung Q70R (82 Zoll)

Design: 8/10

Verarbeitung: 8/10

Preis: 7/10

Leistung: 7/10

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